Die Geschichte dieser Universität datiert zurück auf das Jahr 1209, als aus Oxford geflohene Männer ihren Wissensdurst in regelmäßig gehaltenen Kursen zu stillen suchten. Sie waren bald so zahlreich, daß eine organisierte Struktur notwendig wurde und man bestimmte ein Verwaltungsperson, ähnlich einem Rektor. 1231 übernahm Heinrich III. die Schutzherrschaft und die Studenten, die forthin nach Cambridge kamen, wurden nach vergleichbaren Mustern wie in Italien, Frankreich und auch Oxford unterrichtet.
Die Universität ist in Colleges unterteilt, deren Namen ebenfalls Weltruhm besitzen. 1284 wurde das erste, St. Peter´s College gegründet,gefolgt von King´s Hall (benannt nach seinem Gründer, Edward III.) in 1317. IM 14. und 15. Jahrhundert kamen dann die restlichen dazu: Michaelhouse, Clare, Pembroke, Gonville Hall, Trinity Hall, Corpus Christi, King´s, Queen´s, St. Catharine´s, gefolgt von 3 später erbauten: Jesus´, Christ´s und St. John´s.
Wenn man von der Mathematik des 17. Jahrhunderts spricht, und auch vom mathematischen Ruf, den Cambridge inne hat, so kommt einem nur ein Name in den Sinn: Sir Isaac Newton (1643 - 1727), der 1. Inhaber des Lucasischen Lehrstuhl´s für Mathematik. Zu jener Zeit gedieh die Mathematik zu einem der Schwerpunkte und man führte die Tripos ein, die heute noch gefürchteten mathematischen Prüfungen, die von den Studenten das letzte forderten. Es gab eigene Lehrer, deren Hauptaufgabe darin bestand, die Studenten auf diese Abschlußexamen vorzubereiten, denn von den Ergebnissen hängte für viele die weitere Karriere ab. Der Titel des "Senior Wrangler" oder auch "First Wrangler" bedeutete einerseits, daß man die meisten Punkte des Jahrgangs erzielt hatte, andererseits war dieser Titel gleichbedeutend mit einer Eintrittskarte in eine wissenschaftliche Karriere an einer der besten Universitäten. (Eine gute Darstellung der Verhältnisse und Ängste, die sich bei diesen mathematischen Tripos zutragen kann man in dem Buch von G. H. Hardy, "A Mathematician´s Apology" nachlesen.)
Im folgenden seien einige wichtige Daten und Ereignisse zusammengefaßt: 1687 publizierte Newton seine "Principia Mathematica", die die damalige Wissenschaft revolutionierte. 1812 hatte Charles Babbage als "Undergraduate" erstmals seine Ideen für eine Rechenmaschine. Ein weiterer wichtiger Kopf in Cambridge war sicherlich auch James Clerk Maxwell, der ebendort studierte und im Jahre 1871 zurückkehrte um den Cavendish-Lehrstuhl zu bekleiden. 1913 wurde von Bertrand Russel und Alfred North Whitehead erneut eine "Principia Mathematica" veröffentlicht, und es war auch ungefähr die Zeit der Zusammenarbeit von Russel und Wittgenstein, welche Cambridge zum englischsprachigen Zentrum für philosophische Forschung etablierte.
Auf dem mathematischen Sektor war zu dieser Zeit wohl der schon erwähnte G. H. Hardy die wichtigste Persönlichkeit, der gemeinsam mit John Littlewood die englische Zahlentheorie modernisierte und viele schöne Ergebnisse erzielte. Auch war 1913 jenes Jahr, in dem Hardy den 1. Brief von Srinivasa Ramanujan erhielt, einem indischen Wundermathematiker, der nahezu ohne Vorbildung unglaubliche Beiträge in verschiedenen Gebieten der Mathematik leistete. Er wurde von Hardy nach Cambridge gebracht, wo er nach fruchtbarer, doch kurzer Zusammenarbeit an Tuberkulose erkrankte und wie Riemann viel zu früh verstarb.